23.08.2021
DIE WELT-Interview mit CEO Markus Haas und Alexander Sixt:„Beim autonomen Fahren läuft künftig ein großer Teil über 5G“
Was kann die Mobilfunkbranche für die Automobilindustrie und künftige Geschäftsmodelle tun? Welche Bedeutung haben flächendeckende 5G-Netze für das autonome Fahren? Zu diesen und weiteren Fragen sprachen Telefónica Deutschland CEO Markus Haas und Alexander Sixt, Co-CEO des Mobilitätsanbieters SIXT, mit der Tageszeitung DIE WELT. Auszüge aus diesem Gespräch veröffentlichen wir hier, das vollständige Interview ist in der Ausgabe am 21. August 2021 erschienen.
DIE WELT: Herr Haas, das Auto wird zum Smartphone auf Rädern. Was kann die Mobilfunkbranche für die Industrie tun?
Markus Haas: Sehr viel. Das fängt schon bei der Autoproduktion an, die in vernetzten Fabriken künftig über den Mobilfunkstandard 5G gesteuert wird, durch den sich deutlich effizienter fertigen lässt als über aktuelle Lösungen. Verlässt das Auto die Fabrik, wird es Software-Updates über unsere Netze bekommen. Wenn es in etwa zehn Jahren autonom fährt, läuft ein großer Teil der Steuerung über 5G. Wir als Mobilfunkanbieter sind ein zentraler Klebstoff in dieser Welt. Das gilt auch für die Verkehrsvermeidung: Mit den Daten aus unserem Netz können wir Mobilität effizienter machen und einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten.
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Bleibt ein autonomes Fahrzeug im Funkloch stehen?
Alexander Sixt: Vorerst brauchen wir die regulatorischen Voraussetzungen von der Politik sowie die technischen Möglichkeiten seitens der OEMs. Die seitens der OEMs kommunizierten Planungen sehen hier einen Zeitraum zwischen 2024 bis 2028 vor. Bis dahin bleibt ausreichend Zeit, ein flächendeckendes 5G-Netz auf die Beine zu stellen.
Müssen die Mobilfunknetze gegenseitig einspringen, wenn ein autonomes Auto keinen Empfang hat?
Markus Haas: Im ländlichen Raum nutzen wir schon die Antennenstandorte gemeinsam. Die Netzabdeckung der Betreiber wird dort annähernd identisch sein. Wir sehen daher keine Notwendigkeit für ein nationales Roaming. Ohnehin wird O2 bis 2025 ein deutschlandweites 5G Netz bereitstellen.
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Herr Sixt, Ihr Unternehmen entwickelt jede Software selbst und beschäftigt annähernd 1000 Programmierer. Warum machen Sie das als Autovermieter?
Alexander Sixt: Wir leben davon, den richtigen Kunden das richtige Auto zum richtigen Preis zur Verfügung zu stellen. Das sind äußerst komplexe Systeme, die die Auslastung und Preissteuerung festsetzen, die wir selbst kontrollieren müssen. Schon eine um ein Prozent bessere Auslastung unserer Fahrzeuge bedeutet Millionen Euro mehr Ergebnis.
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Da Sie immer auf der Suche nach neuen Geschäften sind: Wäre eine Mobilitäts-App nicht eine Möglichkeit?
Markus Haas: Wir sind keine Software-Schmiede und können diese Kompetenz auch niemals alleine aufbauen. Deswegen setzen wir eher auf die Innovationskraft einzelner Unternehmen, die wir dann gegebenenfalls als Partner in unser Ökosystem einbinden, und ermöglichen ihnen den Datenaustausch.
Alexander Sixt: Wenn Sie unsere Mobilitätsplattform Ihren O2 Kunden zur Verfügung stellen wollen, sind wir sehr gern dazu bereit. Wir liefern sie auch als Dienstleistung an andere Unternehmen. Arval nutzt beispielsweise unsere Plattform.
Markus Haas: Wir haben mit solchen Lösungen auch sehr gute Erfahrungen gemacht. O2 TV basiert auf der Software von Waipu TV, unsere Banking-App auf dem Produkt der Commerzbank. Damit können wir viele Dienste anbieten, ohne selbst die Software zu entwickeln.
Im Auto fallen eine Menge Daten an. Was können Sie damit anfangen?
Markus Haas: Wir haben anonymisierte Bewegungsdaten von etwa der Hälfte der Bevölkerung. Man kann daraus prognostizieren, wo der Verkehr fließt und wo nicht und daraus folgern, wie Staus vermieden werden können. Das könnte helfen, wenn alle aus dem Urlaub zurückkommen und statt im Homeoffice zu arbeiten wieder ins Büro fahren und dabei weiter versuchen, den Öffentlichen Nahverkehr zu meiden. Wir sind bereit, den Städten unsere Daten zur Verfügung zu stellen.
Von: Florian Streicher
Florian Streicher ist Pressesprecher (Senior Media Relations Manager) für Technologie- und HR-Themen bei O2 Telefónica. Er ist seit 2017 in der Kommunikationsabteilung des Unternehmens tätig, wo er sich um die kommunikativen Schwerpunkte Netzausbau, 5G, IT, Technologie-Innovationen und Personalthemen kümmert. Zuvor war er in der Kommunikationsberatung tätig.
Der Telefónica TecTalk: CEO Markus Haas im Gespräch mit Alexander Sixt
Im Telefónica TecTalk spricht CEO Markus Haas mit Entscheidern aus Wirtschaft und Politik über die wichtigsten Themen der Digitalisierung und Telekommunikation. Alle Folgen sind als Video sowie als Audio-Version auf den gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify, Apple Podcast oder Deezer verfügbar. Darunter die Talks mit Premierengast Christian Lindner (FDP), dem ehemaligen Merck-Vorsitzenden Dr. Stefan Oschmann, Messe München-Chef Klaus Dittrich anlässlich der diesjährigen IAA Mobility sowie SIXT Co-CEO Alexander Sixt.
Auf unserer 5G-Netzinfoseite finden Sie alle Informationen zum neuen Mobilfunkstandard.
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