Studie zum Projekt „Digital mobil im Alter“:Das Internet verhilft Senioren zu mehr Teilhabe am öffentlichen Leben

Erhebungen belegen, dass gerade ältere Menschen das Internet oftmals nicht nutzen. In der aktuellen Studie „Digital mobil im Alter. So nutzen Senioren das Internet. Zentrale Befunde einer Studie“ haben nun Telefónica Deutschland und die Stiftung Digitale Chancen die Gründe dafür untersucht. Zentrale Erkenntnis: Senioren erleben das Internet als Gewinn für Mobilität und Kontaktpflege und halten sich gerne mit Online-Spielen geistig fit. Allerdings brauchen ältere Menschen spezifische Begleitung, um von den Vorteilen der Digitalisierung zu profitieren. „Digitale Technologien können die geistige und physische Mobilität von Senioren und ihre Teilhabe am öffentlichen Leben verbessern“, erklärt Professor Herbert Kubicek, wissenschaftlicher Direktor der Stiftung Digitale Chancen und Leiter der Studie. So kommen digitale Fahrpläne und Navigationshilfen gleich hinter E-Mail bei den meistgenutzten Anwendungen. Rund ein Viertel der Befragten nutzte den Tablet-PC nicht nur zu Hause, sondern auch unterwegs. Wer etwa Gedächtnisprobleme hat, traut sich wieder alleine vor die Tür, weil sich Daten unterwegs nachschlagen lassen.

Jeder Zweite nutzt Spiele-Apps zum Training und Zeitvertreib

Häufigkeit der Nennung genutzter Anwendungen unabhängig vom Gerät
Gegenüber dem Spitzenreiter E-Mail war die Nutzung von Social-Media-Diensten wesentlich geringer ausgeprägt. „Hier ist der digitale Graben zwischen Jung und Alt besonders groß. Allerdings scheint, wer Kinder und Enkel hat, eher motiviert zu sein, Social Media zu nutzen“, erklärt Kubicek. Auffallend ist dabei, dass Männer lieber schreiben, während Frauen auch häufiger über Videotelefonie kommunizieren. Ein weiterer Anlass, um Facebook oder Whats App zu nutzen, sei die Mitarbeit in einem Verein. Auf Platz vier der Beliebtheitsskala landeten Online-Spiele. Diese wurden von nahezu jedem Zweiten gespielt – allerdings nicht nur zum Zeitvertreib, sondern auch, um das Gehirn mit Denk- und Quizspielen wie FreeCell, Sudoku und Solitaire oder Kreuzworträtseln anzuregen. Auch Kartenspiele wie Skat oder Doppelkopf waren beliebt. Online-Einkauf und Online-Banking dagegen nutzten nur knapp ein Viertel der Befragten, wobei Männer dies häufiger taten als Frauen. Seniorinnen riefen wiederum mehr Gesundheitsinformationen ab. Blogs und Foren lasen die Senioren nur sehr selten.

Neben dem Alter bestimmen Grad der Mobilität und soziale Kontakte die Internetnutzung

Die Erhebungen beruhen auf den Angaben von insgesamt 300 älteren Menschen, die zwischen Mai 2016 und Mai 2017 in Senioreneinrichtungen in Berlin, Düsseldorf, Hamburg und München acht Wochen lang Tablet-PCs mit Internetzugang ausprobiert haben. Etwa die Hälfte war zwischen 70 und 79 Jahre alt, und der Großteil nutzte das Tablet täglich oder mehrmals pro Woche. Um den Einstieg zu erleichtern, waren Apps zu verschiedenen Themen vorinstalliert. Dabei zeigte sich: Das Alter ist nicht die einzige Hürde für den Zugang zum Internet. Auch auf den Grad der Mobilität und die sozialen Kontakte kommt es an. Um Barrieren zu überwinden, braucht es spezifische Angebote um Medienkompetenz zu vermitteln. Dies gilt vor allem für komplexere Anwendungen, die eine Registrierung erfordern. Online-Einkauf oder Online-Banking beispielsweise bieten zwar große Vorteile bei der selbstständigen Alltagsbewältigung, brauchen aber mehr Erfahrung. Senioren mit wenig Internetkenntnissen nutzen eher Spiele oder Informationen über Reisen.

Mehr Selbstvertrauen im Umgang mit dem Internet erforderlich

Die Studienergebnisse helfen uns, das Angebot zur Förderung der Medienkompetenz von Senioren gezielt weiterzuentwickeln. Zudem liefern sie wichtige Anregungen für politische Entscheidungsträger bei der Umsetzung der Digitalen Agenda“, sagt Valentina Daiber, Director Corporate Affairs und Mitglied der Geschäftsleitung bei Telefónica in Deutschland. Denn neben der digitalen Kompetenz geht es auch um mehr Selbstvertrauen und die Fähigkeiten zur Problemlösung. So zeigt die Studie, dass es einen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Online-Shops und dem Bildungsabschluss gibt. Etwa 65 Prozent der Senioren haben Bedenken wegen Datensicherheit und Internetkriminalität. „Als hilfreich haben wir dabei Maßnahmen erlebt, wie sie in Seniorendialogen bei unserem Projekt ‚Digital mobil im Alter – Tablet PCs für Senioren‘ zum Einsatz kommen“, sagt Valentina Daiber. Dort geht es um Aufklärung darüber, wie sich Phishing-Mails und Fake-Shops enttarnen lassen, und um Informationen über Kundenrechte.

Angebote sollten sich an Anreizen orientieren

Welchen Nutzen bietet mir das Internet und welche Anwendungen habe ich genutzt?
Die digitale Weiterbildung muss dabei an den praktischen Erfahrungen der Senioren und dem empfundenen Nutzen ansetzen. Für ältere Menschen bedeutet es oftmals eine große Anstrengung, sich mit Geräten zu befassen. Dies nehmen viele nur auf sich, wenn sie eine „Belohnung“ erwarten können, zum Beispiel besser mit der Familie in Kontakt zu bleiben. Angebote für ältere Menschen sollten daher nicht bestimmte Geräte oder das Internet an sich in den Mittelpunkt stellen, sondern Anreize setzen: Beispielsweise in Kontakt bleiben durch Email oder Whats App, Wissen erweitern mithilfe von Online-Lexika und –Medien oder Zeitvertreib mit Spiele-Apps.

Individuelle Beratung muss Lücke zwischen Erwartung und Nutzung schließen

Viele ältere Menschen können oft nicht klar benennen, was ihnen Schwierigkeiten bereitet. Dafür braucht es eine Form der Unterstützung, die leicht zugänglich ist und sich an den Bedürfnissen der Senioren orientiert. „Wie wichtig eine solche medienpädagogische Infrastruktur gerade auch für Ältere ist, zeigt auch die Tatsache, dass zwischen dem, was Senioren sich vom Internet erhoffen, und dem, was sie tatsächlich online unternehmen, eine Lücke klafft“, sagt Jutta Croll, Vorstandsvorsitzende Stiftung Digitale Chancen. Während sich bei den niedrigschwelligen Angeboten der erkannte Nutzen und die tatsächliche Nutzung stark entsprechen, ist dies bei höherschwelligen Angeboten mit vorheriger Registrierung weniger der Fall – dabei eröffnen gerade diese mehr Chancen auf Selbständigkeit und Teilhabe.

Sicherheitsbedenken hindern beim Online-Kauf

Registrierung ist eine hohe Schwelle
Große Entsprechung liegt bei den Themen Mobil-Sein und Orientierung vor: 58 Prozent glauben, dass ihnen das Internet dabei hilft. 53 Prozent nutzen Google Maps und 66 Prozent greifen auf digitale Fahrpläne zu. Dies gilt auch bei Sozialkontakten: Rund 66 Prozent der Teilnehmer sahen das Internet als Chance, mit Familie und Freunden in Verbindung zu bleiben. 72 Prozent nutzen E-Mail und 28 Prozent chatten über Whats App. Ähnlich sieht es bei Unterhaltung und Zeitvertreib aus. Eine deutlich geringere Entsprechung gibt es beim Thema Wissen. Mehr als 90 Prozent erhoffen sich Informationen aus dem Internet, aber nur 43 Prozent lesen Online-Zeitungen und noch weniger rufen Gesundheitsinformationen auf. Mehr als 80 Prozent glauben, dass das Internet ihnen Wege erspart. Aber lediglich 24 Prozent kauften online Waren und Dienstleistungen ein. Sicherheitsbedenken spielten hier eine große Rolle. Dies macht deutlich: Senioren brauchen Medienkompetenz und mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit dem Internet. Wenn sie beides mithilfe von längerfristiger individueller Unterstützung aufbauen können, profitieren ältere Menschen durch die digitale Teilhabe von mehr Selbstständigkeit und Mobilität.
Die Broschüre „Digital mobil im Alter_ So nutzen Senioren das Internet. Zentrale Befunde einer Studie.“ ist eine redaktionell bearbeitete Zusammenfassung der Studie. Einen vertiefenden Einblick in die Ergebnisse liefert die Publikation „Nutzung und Nutzen des Internets im Alter. Empirische Befunde zur Alterslücke und Empfehlungen für eine inklusive Digitalisierungspolitik“, die im Herbst 2017 im Vistas-Verlag erscheinen wird.

Das Projekt „Digital mobil im Alter – Tablet-PCs für Senioren“:

Mit dem Projekt „Digital mobil im Alter – Tablet-PCs für Senioren“ engagieren sich Telefónica Deutschland und die Stiftung Digitale Chancen bereits seit fünf Jahren dafür, älteren Menschen zu mehr digitaler Teilhabe zu verhelfen und dadurch ihre geistige und physische Mobilität zu verbessern. Unter fachkundiger Begleitung haben Senioren acht Wochen lang die Möglichkeit, Tablet-PCs auszuprobieren, Erfahrungen mit der Nutzung des Internets zu sammeln und sich so über die damit verbundenen Chancen und möglichen Problem ein eigenes Urteil zu bilden. Seit dem Projekt-Beginn wurden mehr als 5000 Senioren erreicht. Telefónica stellt hierzu die Infrastruktur (Tablet-PCs und eine kostenlose Datenflatrate) zur Verfügung, während die Stiftung Digitale Chancen Ausleihe und Begleitung organisiert.

Von: Katja Hauß

Katja Hauß ist Pressesprecherin für Regulierungs- und Rechtsthemen sowie für den Customer Service. Sie ist seit 2005 im Bereich Corporate Communications von O2 Telefónica tätig. Dort hat sie zuerst in der internen Kommunikation verschiedene Kanäle verantwortet und anschließend in der Pressestelle große Kommunikationsprojekte wie den Börsengang, den Zusammenschluss mit E-Plus oder die Frequenzauktion 2019 maßgeblich mitgestaltet.

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