Studienpräsentation im Telefónica BASECAMP:Senioren brauchen mehr Selbstvertrauen und individuelle Beratung bei der Internetnutzung

Podiumsdiskussion zu den Ergebnissen der Studie „Digital mobil im Alter"
Mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Medizin und Seniorenorganisationen haben die Programmpartner Telefónica Deutschland und die Stiftung Digitale Chancen die Ergebnisse ihrer aktuellen Studie zur Internetnutzung im Alter diskutiert. Zentrale Erkenntnis: Senioren erleben das Internet als Gewinn für Mobilität und Kontaktpflege und halten sich gerne mit Online-Spielen geistig fit. Allerdings brauchen sie spezifische Begleitung, um von den Vorteilen der Digitalisierung zu profitieren. In der Diskussion ging es vor allem darum, wie sich die Lücke zwischen Jung und Alt mit einfacheren Anwendungen verringern lässt und wie mobile Technologien Senioren das Leben erleichtern. „Für uns als Telekommunikationsunternehmen ist es wichtig, alle Menschen dabei zu unterstützen, an der digitalen Welt teilzuhaben und von ihren Vorteilen zu profitieren“, sagte Claudia von Bothmer, Head of Corporate Responsibility bei Telefónica Deutschland auf einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Stiftung Digitale Chancen im Telefónica BASECAMP in Berlin. „Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse darüber, worauf es gesamtgesellschaftlich und für die politische Digitale Agenda ankommt, um die Medienkompetenz von Senioren zu verbessern.“ Erstmals haben die Programmpartner die Ergebnisse der Studie „Digital mobil im Alter. So nutzen Senioren das Internet.“ präsentiert und in einer Podiumsrunde mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Medizin und Seniorenorganisationen diskutiert. Dort flossen auch Praxiserfahrungen aus dem Projekt ein, mit dem sich die Programmpartner bereits seit fünf Jahren für mehr digitale Teilhabe von älteren Menschen engagieren.

Ansprechpartner sind nötig

Herbert Kubicek präsentiert Studienergebnisse im Telefónica Basecamp
Digitale Technologien können die geistige und physische Mobilität von Senioren und ihre Teilhabe am öffentlichen Leben verbessern“, erklärte Professor Herbert Kubicek, wissenschaftlicher Direktor der Stiftung Digitale Chancen und Leiter der Studie. Er betonte: „Eine alternde Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass ein Großteil der über 70-Jährigen nicht im Internet ist.“ Es brauche leicht zugängliche Beratung, denn ältere Menschen wünschten sich ein Rettungsboot, wenn sie im Umgang mit dem Internet auf Schwierigkeiten stoßen. Diesen Bedarf sah auch Stefan Schnorr, Leiter der Abteilung Digital- und Innovationspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Er lobte das Engagement von Telefónica und der Stiftung Digitale Chancen für das Projekt und erklärte: „Unternehmen müssen Angebote einfacher gestalten und sie mehr an den älteren Menschen ausrichten.“ Zudem müsse es auch außerhalb der Familie Ansprechpartner geben, an die sich ältere Menschen wenden könnten. Die Verbraucherzentralen seien zum Beispiel als Anlaufstelle für Schwierigkeiten beim Online-Shopping sehr gut geeignet.

Senioren brauchen mehr Selbstvertrauen

(v.l.) Barbara Keck, Stefan Schnorr, Jutta Croll, Dr. Magnus Heier, Professor Herbert Kubicek, Claudia von Bothmer, Moderator Daniel Finger, Elisabeth Graff
Allerdings gab Schnorr auch zu bedenken: „Wir können und wollen niemanden zwingen, ins Internet zu gehen. Aber wir müssen uns diesem Thema stärker widmen, um ältere Menschen nicht abzuhängen.“ Ob es ein ausgesprochenes Recht auf internetfreies Leben geben dürfe, stellte Neurologe Dr. Magnus Heier in Frage: „Internetfreiheit ist in unserem Zeitalter so bedauerlich wie Analphabetismus.“ Gerade in Zeiten, in denen auf dem Land viele Arztpraxen schließen, müsse die Gesellschaft dringend die digitalen Möglichkeiten der Telemedizin nutzen und Senioren dafür befähigen. „Es ist ein Missverständnis zu glauben, dass ältere Menschen nur schwer etwas Neues lernen können“, weiß Heier aus Erfahrung. „Sie müssen es sich aber selbst zutrauen.“ Hier liege die Schwierigkeit von Senioren im Vergleich zur jungen Generation. „Im Grunde ist das Tablet der natürlichste Verbündete älterer Menschen, um der sozialen Isolation zu entkommen.“ Auch die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Senioren insbesondere für höherschwellige Angebote wie Online-Shopping oder –Banking digitales Selbstvertrauen benötigen. Nur dann seien ältere Menschen bereit, in ein eigenes Gerät zu investieren, um dauerhaft von den Vorteilen zu profitieren.

Digitalstrategien auch auf ältere Menschen abstimmen

Elisabeth Graff diskutiert über Erfahrungen im Internet
Für die Vorsitzende des SeniorenComputerClub Berlin-Mitte, Elisabeth Graff, ist das Tablet für Senioren das angemessenste Gerät. „Smartphones sind für die Finger älterer Menschen oft zu klein.“ Anhand persönlicher Erfahrungen aus ihrem Umfeld schilderte sie, wie hilfreich das Internet für ältere Menschen mit geringer Mobilität ist. „Mit dem Internet kann man sich die Welt ins Zimmer holen.“ Hürden für den Zugang zur digitalen Welt sah Barbara Keck, Geschäftsführerin der BAGSO Service Gesellschaft unter anderem in der fehlenden Nutzerfreundlichkeit: „Es sind oft Kleinigkeiten, die eine tolle Anwendung schwierig machen, etwa wenn ein Pfeil in der Navigation kaum zu erkennen ist.“ Senioren müssten daher in die Entwicklung von Angeboten einbezogen werden. „Senioren geben fantastische Impulse, wie sich Dinge einfacher machen lassen.“ Zudem forderte Keck: „Die Digitalstrategien von Bund und Ländern müssen endlich ältere Menschen berücksichtigen. Wir brauchen im Alltag der Menschen Erfahrungsorte, an denen sie erleben können, was das Internet kann und wie es ihnen das Leben erleichtert.“ In diesem Zusammenhang schlug Studienleiter Kubicek der Politik vor, ein Programm „Senioren ans Netz“ zu initiieren, bei dem Senioreneinrichtungen durch Ausstattung und Qualifizierung unterstützt werden. Zudem wirft die Studie die Frage auf, ob Tablet-PCs in der Liste der technischen Hilfsmittel einzubeziehen seien, die von der Pflegeversicherung finanziert werden. Dies könne möglicherweise höhere Pflegestufen vermeiden, wenn ältere Menschen wieder aktiver am öffentlichen Leben teilhaben.
Die Broschüre „Digital mobil im Alter_ So nutzen Senioren das Internet. Zentrale Befunde einer Studie.“ ist eine redaktionell bearbeitete Zusammenfassung der Studie. Einen vertiefenden Einblick in die Ergebnisse liefert die Publikation „Nutzung und Nutzen des Internets im Alter. Empirische Befunde zur Alterslücke und Empfehlungen für eine inklusive Digitalisierungspolitik“, die im Herbst 2017 im Vistas-Verlag erscheinen wird.

Das Projekt „Digital mobil im Alter – Tablet-PCs für Senioren“:

Mit dem Projekt „Digital mobil im Alter – Tablet-PCs für Senioren“ engagieren sich Telefónica Deutschland und die Stiftung Digitale Chancen bereits seit fünf Jahren dafür, älteren Menschen zu mehr digitaler Teilhabe zu verhelfen und dadurch ihre geistige und physische Mobilität zu verbessern. Unter fachkundiger Begleitung haben Senioren acht Wochen lang die Möglichkeit, Tablet-PCs auszuprobieren, Erfahrungen mit der Nutzung des Internets zu sammeln und sich so über die damit verbundenen Chancen und möglichen Problem ein eigenes Urteil zu bilden. Seit dem Projekt-Beginn wurden mehr als 5000 Senioren erreicht. Telefónica stellt hierzu die Infrastruktur (Tablet-PCs und eine kostenlose Datenflatrate) zur Verfügung, während die Stiftung Digitale Chancen Ausleihe und Begleitung organisiert.
Fotos: Till Budde

Von: Katja Hauß

Katja Hauß ist Pressesprecherin für Regulierungs- und Rechtsthemen sowie für den Customer Service. Sie ist seit 2005 im Bereich Corporate Communications von O2 Telefónica tätig. Dort hat sie zuerst in der internen Kommunikation verschiedene Kanäle verantwortet und anschließend in der Pressestelle große Kommunikationsprojekte wie den Börsengang, den Zusammenschluss mit E-Plus oder die Frequenzauktion 2019 maßgeblich mitgestaltet.

Weitere Informationen

Das Internet verhilft Senioren zu mehr Teilhabe am öffentlichen Leben: Die zentralen Studienergebnisse im Überblick Projektwebseite: Stiftung Digitale Chancen