So kommt 5G zum Funkmast:Glasfaser und Richtfunk sorgen für schnellen 5G-Ausbau

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Credits: Jörg Borm
Richtfunk-Technologie hilft, um den Datenverkehr zwischen der Basisstation und dem Netz sicherzustellen
Ein Mobilfunkmast bildet den letzten Knotenpunkt, der das 5G-Netz dort verfügbar macht, wo es gebraucht wird – beim Kunden. So weit, so verständlich. Aber wie kommt eigentlich das Netz bis zum Mast? Entgegen landläufiger Meinung gibt es hier zwei Möglichkeiten der Anbindung, um die derzeit verfügbare Bandbreite und Leistungsfähigkeit des 5G-Netzes voll auszuschöpfen – Glasfaser und Richtfunk. Erste Wahl für den neuen Mobilfunkstandard sind Glasfaseranbindungen. Sie übertragen zuverlässig hohe Datenraten. Aktuell verfügen jedoch noch nicht alle Mobilfunkstandorte über Glasfaseranbindungen. In diesem Fall hilft die Richtfunk-Technologie, um den Datenverkehr zwischen der Basisstation und dem dahinterliegenden Netz (Mobile Backhaul) sicherzustellen. Das gilt auch für das schnelle mobile Internet über 5G in der aktuellen Ausbaustufe. „Beim jetzigen Stand der Technik benötigt 5G nicht zwingend eine Glasfaseranbindung“, erklärt Dr. Anja Höhn, TCP Senior Lead und Leiterin des 5G TechCity-Projekts bei Telefónica Deutschland. „Der 5G-Standard spielt seine volle Leistungsfähigkeit aktuell noch nicht aus. Wir werden eine langfristige Evolution der Technik erleben. Bis die entsprechende Systemtechnik und das kommerziell nutzbare Frequenzspektrum soweit ausgebaut sind, lässt sich 5G ohne Qualitätsverluste auch über Richtfunk realisieren.“ Diesen stufenweisen Ausbau gab es auch bei den Vorgängertechnologien: von GPRS zu Edge, UMTS zu HSDPA und HSPA+ oder von LTE zu LTE Advanced und LTE Advanced Pro. Auch der neue 5G-Standard wird sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln und leistungsfähiger werden. Das Ziel: „Hundertmal schneller als LTE“ oder „Latenzzeiten von 1 Millisekunde“.
Kurz erklärt: So funktioniert Richtfunk Richtfunk-Technologie baut mittels Radiowellen zwischen zwei Standorten drahtlose Datenverbindungen auf. Im Gegensatz zu anderen Funkübertragungen wie dem Rundfunk werden die Wellen beim Richtfunk gebündelt und zielgerichtet an einen Empfänger – die nächste Richtfunkantenne – übertragen. Das macht die Verbindung nicht nur sicher, sondern auch schnell und leistungsfähig. So werden die Signale von Funkmast zu Funkmast transportiert, bis sie per Kabel ins Kernnetz abgeführt und verarbeitet werden. Per Richtfunk lassen sich aktuell Geschwindigkeiten von 10 Gbit/s erzielen, teilweise sogar bis zu 20 Gbit/s. Der Abstand zwischen zwei Richtfunkantennen kann dabei bis zu 7 Kilometer betragen. Geschwindigkeiten von bis zu 2 Gbit/s können auch über längere Strecken übermittelt werden.

5G-Highspeed für Kunden auch per Richtfunk möglich

Credits: Herr Müller
Telefónica Deutschland treibt die Anbindung von Mobilfunkstandorten mit Glasfaserleitungen voran.
„Richtfunk bleibt auch im 5G-Zeitalter relevant. Das gilt insbesondere für einen schnellen Kapazitätsausbau für Privatkundenanwendungen und im Hinblick auf einen schnelleren Flächenausbau“, so Dr. Anja Höhn. Denn um Glasfaserleitungen an die Mobilfunkstandorte zu verlegen, sind lange Genehmigungsverfahren und hohe Investitionen erforderlich. Der schnelle und vergleichsweise einfache Ausbau von Richtfunkanbindungen bringt vor allem in ländlichen Gegenden sowie an Mobilfunkstandorten Vorteile, die bisher nicht mit Glasfaser angebunden sind. Daher profitieren auch Kunden auf dem Land bereits von schnellen Datenraten über LTE und künftig 5G. Für aktuelle digitale Anwendungen ist der LTE-Standard ohnehin mehr als ausreichend, beispielsweise für Instant Messaging, Musik- und Videostreaming, Gaming oder für die Analyse von Wetter, Pflanzen und Tieren im landwirtschaftlichen Bereich. Parallel treibt Telefónica Deutschland auch die Anbindung von Mobilfunkstandorten mit Glasfaserleitungen voran. Dafür setzt das Unternehmen auf Kooperationen mit anderen Netzbetreibern und Telekommunikationsdienstleistern. Im Zuge diverser 5G-Projekte hat Telefónica Deutschland bereits erfolgreich Richtfunkanbindungen für 5G realisiert. Seit 2016 forscht das Unternehmen im Rahmen des Projekts TechCity München zusammen mit dem Telekommunikationsausrüster Huawei an 5G-Anwendungen. Im Feldtest haben die Projektpartner Spitzendatenraten von 16 Gbit/s für die Mobilfunkanbindung erreicht – und zwar per Richtfunk. Zudem entwickelt Telefónica Deutschland in Kooperation mit Nokia im 2018 gegründeten Innovation Cluster in Berlin neue Möglichkeiten, um Richtfunk als Zubringertechnik für 5G zu nutzen. Für eine umfassende Verfügbarkeit von schnellen Datenverbindungen wie 5G ist Richtfunk also aktuell wichtiger Teil einer effizienten Netzstruktur.

Von: Florian Streicher

Florian Streicher ist Pressesprecher (Senior Media Relations Manager) für Technologie- und HR-Themen bei O2 Telefónica. Er ist seit 2017 in der Kommunikationsabteilung des Unternehmens tätig, wo er sich um die kommunikativen Schwerpunkte Netzausbau, 5G, IT, Technologie-Innovationen und Personalthemen kümmert. Zuvor war er in der Kommunikationsberatung tätig.