CFO Markus Rolle im FINANCE Magazin:Wie das Unternehmen bislang die Corona-Krise bewältigt hat

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In einem Interview mit dem FINANCE Magazin spricht Markus Rolle wie das Unternehmen bislang die Corona-Krise bewältigt hat.
“Diese Krise hätte uns vor vier oder fünf Jahren noch viel heftiger getroffen, weil wir damals noch nicht so digital aufgestellt waren” Markus Rolle, der Finanzvorstand von Telefónica Deutschland, spricht im Interview mit FINANCE Magazin darüber, wie das Unternehmen bislang die Corona-Krise bewältigt hat, sowie über seine erste virtuelle Hauptversammlung. Wir veröffentlichen an dieser Stelle Auszüge des Interviews. Der vollständige Text ist in der Juliausgabe des FINANCE Magazins erschienen.
Herr Rolle, die Coronakrise ist sehr plötzlich über die Welt hereingebrochen. Telekommunikationskonzerne gehörten dabei eher zu den Krisengewinnern. Wie haben Sie die vergangenen Wochen erlebt? Markus Rolle: Wir haben zunächst in der Tat eine deutlich höhere Nachfrage nach Sprach- und Datendiensten gesehen, sowohl im Mobilfunk als auch im Festnetzbereich. Nichtsdestotrotz war und ist die Coronakrise auch für uns eine Herausforderung. Deshalb mussten wir schnell reagieren und fast alle Mitarbeiter quasi über Nacht ins Home Office schicken. Hat das funktioniert? Markus Rolle: Ja, ich bin sehr froh, dass das überraschend reibungslos geklappt hat. Wir waren ab der ersten Minute von zu Hause aus arbeitsfähig. Ich glaube, dass uns diese Krise vor vier oder fünf Jahren noch viel heftiger getroffen hätte, weil wir damals noch nicht so digital aufgestellt waren. Inzwischen haben wir viele digitale Kollaborationstools eingeführt. Als Technologieunternehmen liegt das nahe.
Die erste virtuelle Hauptversammlung der Telefónica Deutschland
Auch die Hauptversammlung haben Sie in diesem Jahr in virtueller Form abgehalten. Wie ist die Veranstaltung aus Ihrer Sicht verlaufen? Markus Rolle:Wir sind mit unserer ersten virtuellen Hauptversammlung sehr zufrieden. Nachdem der Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen hat, haben wir relativ schnell entschieden, dass wir sie zu dem Termin der geplanten Präsenzveranstaltung abhalten wollen, da wir wichtige Entscheidungen wie die zur Dividende nicht weiter hinausschieben wollten. Deshalb haben wir die HV in virtueller Form innerhalb von sechs Wochen mit unserer Investor-Relations-Abteilung, unseren Rechtsexperten und dem Eventteam aufgesetzt. Es handelte sich für alle Beteiligten um ein Novum. Was waren dabei die schwierigsten Fragen? Markus Rolle: Zentral war in der Vorbereitung natürlich, zunächst einen rechtssicheren Ablauf zu gewährleisten. Bei der Umsetzung haben wir dann auf ein sehr reduziertes Set-up gesetzt. Neben dem für die Logistik zwingend notwendigen Personal waren lediglich unser CEO Markus Haas, unser Aufsichtsratsvorsitzender, ein Notar und ich anwesend. Es hatte zuletzt immer wieder Kritik an der Umsetzung der virtuellen Hauptversammlungen gegeben. Durch die fehlenden Anträge und Redezeiten der Aktionärsvertreter in der HV, und auch die Tatsachen, dass Nachfragen nicht möglich sind, seien die Rechte der Aktionäre eingeschränkt worden. Markus Rolle: Es ist zweifellos so, dass der direkte Kontakt fehlt. Wir haben aber alles getan, den Aktionären möglichst viel Raum zu geben. Wir haben den maximalen Zeitraum gewählt; bis zu anderthalb Tage vor Beginn der Veranstaltung konnten Fragen eingereicht werden. Es gab annähernd so viele wie bei physischen Versammlungen. Zudem konnten die Aktionäre auch während dem Verlauf der Hauptversammlung noch per Briefwahl ihr Stimmrecht ausüben oder an einen Stimmrechtsvertreter übertragen. Und richtig: Nachfragen waren nicht möglich, das war auch für uns eine skurrile Situation. Es fühlt sich merkwürdig an, vier Stunden lang, durch Plexiglas von den anderen Rednern getrennt, in eine Kamera zu sprechen, ohne irgendeine Form von Reaktion zu erhalten. […]
Glauben Sie, dass die Pandemie der Transformation zu einer nachhaltigeren Wirtschaft einen Schub geben wird? Oder verschwindet das Thema in wirtschaftlich anspruchsvolleren Zeiten wieder erstmal von der Agenda? Markus Rolle: Der Digitalisierungsschub, den wir jetzt erleben, wird auch dem Thema Nachhaltigkeit noch mehr beflügeln. Für uns bei Telefónica Deutschland steht es ohnehin weit oben auf der Agenda. Telefónica hat erst kürzlich angekündigt, das Ziel von null Netto-CO2-Emissionen in den vier Hauptmärkten Spanien, Großbritannien, Brasilien und Deutschland um zwanzig Jahre, also von 2050 auf 2030, nach vorne zu verlegen. […] Gab es weitere konkrete Änderungen, die Sie im Finanzbereich in den vergangenen Wochen wegen Corona anstoßen mussten? Markus Rolle: Wir haben, wie andere Unternehmen auch, über alternative Zahlungswege für unsere Kunden nachdenken müssen, da unsere Shops zeitweise geschlossen waren. Dort können unsere Kunden normalerweise überfällige Rechnungen begleichen. Deshalb haben wir ein Instant-Payment-Projekt gestartet und auch die Bezahlung von Mobilfunkrechnungen im Supermarkt möglich gemacht. Da hat sich die Krise ganz konkret als Digitalisierungsboost erwiesen.
Credits: Telefónica Deutschland
Zentrale Telefónica Deutschland in München
Nun kehrt in vielen Unternehmen im Geschäftsbetrieb selbst, aber auch in der Finanzabteilung ja wieder etwas mehr Normalität ein. Wie sieht der Plan von Telefónica Deutschland aus? Markus Rolle: Wir haben im Juni mit der Rückkehr einzelner Mitarbeiter ins Büro begonnen, noch befindet sich die Mehrheit des Finanzteams aber im Home Office. Bis auf einige physische Unterschriften, die man vor Ort leisten muss, klappt Heimarbeit weiterhin sehr gut – wenn auch nicht ohne Herausforderungen. Ich habe beispielsweise drei kleine Kinder zu Hause. Persönlich bin ich aber auch sehr stolz darauf, wie gut wir virtuell zusammenarbeiten und die Mitarbeiter sich den neuen Herausforderungen auch mit viel Engagement stellen. Das kurze Gespräch über den Schreibtisch hinweg oder in der Kaffeeküche fehlt mir aber trotzdem.

Von: Cornelius Rahn

Cornelius Rahn ist Pressesprecher für Finanzthemen sowie für Fragen rund um die Unternehmens-IT und die Innovationsfabrik Wayra. Er war zuvor sechs Jahre lang als Wirtschaftsjournalist tätig und ist seit 2015 Teil des Corporation Communications-Teams bei Telefónica Deutschland.