Interview mit CTIO Mallik Rao in der connect:„O2 möchte 5G massenmarktfähig machen“

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Credits: Telefónica Deutschland
Mallik Rao
O2 schaltet am 3. Oktober 2020 sein 5G-Netz ein und startet damit den Datenturbo für die Digitalisierung Deutschlands. Mallik Rao, Chief Technology & Information Officer von Telefónica Deutschland / O2, hat anlässlich des 5G-Starts mit der Fachzeitschrift connect über die 5G-Ausbaupläne des Unternehmens sowie die Vorteile des neuen Mobilfunkstandards für Privat- und Geschäftskunden gesprochen. Wir veröffentlichen an dieser Stelle Auszüge des Gesprächs. Das Interview mit der connect erschien online am 24. September und im Heft am 30. September in Ausgabe 11/2020.
Wann startet O2 mit einem eigenen 5G-Netz, und in welchen Städten wird der Rollout beginnen? Mallik Rao: Der kommerzielle Start für unsere 5G-Services in Deutschland ist der 6. Oktober 2020. Bereits am 3. Oktober, wenn sich der Tag der Deutschen Einheit zum 30. Mal jährt – an dem Fortschritt und mobile Freiheit eine ganz besondere Bedeutung haben – schalten wir 5G mit einem symbolischen Akt live. Zu Beginn wird unser 5G-Netz in den fünf größten deutschen Städten München, Frankfurt, Köln, Hamburg und Berlin verfügbar sein. In den kommenden zwölf Monaten und darüber hinaus werden wir den deutschlandweiten Rollout fortsetzen, um noch mehr Städte zu versorgen. […]

Hier startet 5G von O2: Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Köln

Was sind Ihrer Meinung nach die Vorteile von 5G für den Endverbraucher? Mallik Rao: Für den Endverbraucher möchten wir das Nutzererlebnis beim Surfen durch 5G auf die nächste Stufe heben. Unsere O2 Kunden profitieren dabei von besseren Latenzzeiten und einer höheren Geschwindigkeit. Im Alltag sind blitzschnelle Downloads möglich, um etwa von unterwegs Filme in Sekunden downzuloaden. Indem wir 5G immer mehr in Richtung Echtzeitkommunikation entwickeln, werden für O2 Kunden neue Anwendungen wie Videochats oder Videostreaming in 4K oder 8K möglich. Augmented und Virtual Reality sowie Mobile Gaming werden mit 5G ihr volles Potenzial ausschöpfen können.
Gibt es bereits Tarifstrukturen bei O2? Mallik Rao: O2 verfolgt den Grundsatz, Kunden das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten. Das spiegeln auch unsere 5G-Tarife wider, mit denen unsere Kunden ab dem ersten Tag 5G ohne Aufpreis nutzen und im 5G-Netz surfen können. Kein Kunde muss befürchten, dass die 5G-Tarife doppelt so teuer sind wie die LTE-Tarife. Mit unserem 5G-Start wollen wir Hightech demokratisieren und der 5G-Technologie zum Durchbruch im Massenmarkt verhelfen. Insgesamt denke ich, dass 5G aktuell vor allem im Unternehmensbereich Vorteile bietet und viele neue Nutzungsszenarien zur Folge hat. […]
Mit welcher Strategie treiben Sie den 5G-Ausbau von O2 voran? Mallik Rao: Im Grunde ruht unsere 5G-Strategie auf drei Säulen: 5G Non-Standalone (NSA), 5G Standalone (SA) und Dynamic Spectrum Sharing (DSS). Wir starten unseren Ausbau mit 5G-Non-Standalone, da 5G technisch zunächst auf der Infrastruktur von 4G aufgebaut werden muss. Gerade auch, um so viele Kunden wie möglich anzubinden. Nichtsdestotrotz fokussiert sich Telefónica / O2 ebenfalls auf 5G-Standalone. Also das echte 5G, wenn man so will. Hier wird der Endgerätemarkt im ersten und zweiten Quartal 2021 stark wachsen. Für eine größere Flächenabdeckung werden wir Anfang 2021 zudem mit DSS starten.
Credits: iStock / B4LLS
Unsere Leistungsversprechen sind vor allem eine kurze Bereitstellungszeit sowie geringe Latenzen und hohe Flexibilität.
Was für Vorteile ergeben sich daraus für Unternehmen? Mallik Rao: In erster Linie ist 5G-Standalone für den B2B-Bereich interessant, vor allem dann, wenn es um Services geht, die kurze Latenzzeiten und Network Slicing benötigen. Unsere Leistungsversprechen sind auf diesem Sektor vor allem eine kurze Bereitstellungszeit von wenigen Wochen sowie geringe Latenzen und hohe Flexibilität. Dabei sind wir der erste Anbieter in Deutschland, der sein 5G-Kernnetz in die Cloud bringt, also virtualisiert. Wir realisieren dies zusammen mit Ericsson und Amazon, wobei wir die Software von Ericsson auf die Cloud-Infrastruktur von Amazons Web Services spielen. Die Grundidee dabei ist, das Netz als Plattform zu bauen, auf die Entwickler von 5G-Use-Cases zugreifen können, um ihre eigenen Anwendungen zu kreieren. Bei dieser Entwicklung ist für uns auch hilfreich, was wir bereits mit Daimler in Sindelfingen im Rahmen der „Factory 56“ entwickelt haben: ein 5G-Netz für die digitalisierte Fahrzeugmontage.
Credits: Henning Koepke / Telefónica Deutschland
Dynamic Spectrum Sharing ist relevant vor allem für den frühen Flächenausbau.
Wird DSS bei Telefónica flächendeckend zum Einsatz kommen? Mallik Rao: Beim 5G-Ausbau von Telefónica / O2 sehen wir DSS als ergänzendes Element, das wir mit Bedacht einsetzen. Dabei werden wir den Zeitpunkt und Einsatzbereich ganz genau wählen. Ich glaube, Dynamic Spectrum Sharing ist relevant für den frühen Flächenausbau, aber der Technologie wird manchmal etwas zu viel Gewicht beigemessen. Für mich muss sie noch etwas länger reifen, um dann einen wirksamen Zwischenschritt auf dem Weg zum 5G-Standalone-Netz darstellen zu können. […]

Von: Klaus Schulze-Löwenberg

Klaus Schulze-Löwenberg ist seit 2016 Leiter Produkt & Technologiekommunikation bei O2 Telefónica. Zuvor seit 2008 Teil des Kommunikationsteams der E-Plus Gruppe und als Teamleiter verantwortlich für die Netz- und Produktkommunikation.
Auf unserer 5G-Netzinfoseite finden Sie alle Informationen zum neuen Mobilfunkstandard. 5G-Netz ab 3. Oktober live: O2 startet Datenturbo der Digitalisierung Deutschlands
Hier geht es zu connect.de: Telefónicas Technikchef zum 5G-Start von O2