Intelligente Netzsteuerung Digitaler Zwilling bringt
O2 Mobilfunknetz auf Autopilot

13.10.2025
Der digitale Zwilling des O2 Netzes hilft Technikern bei der Planung und Optimierung (Credits: iStock / gorodenkoff, O2 Telefónica)
  • Intern entwickelte Software macht das Mobilfunknetz intelligenter, schneller und robuster
  • Hochautomatisiertes Netz auf neuem Branchenstandard: Automatisierungslevel 4 gemäß des internationalen Telekommunikationsstandards erreicht
  • Bis zu 80 Prozent schnellere Analysen und optimierte Kapazitäten sorgen für ein optimales Kundenerlebnis
  • Netzstruktur und Signalverläufe lassen sich künftig auch als 3D-Modell realitätsnah simulieren, etwa via Virtual-Reality-Brille
Das Telekommunikationsunternehmen O2 Telefónica hat einen wichtigen Meilenstein erreicht, um sein Mobilfunknetz vollautomatisch zu optimieren. Der digitale Zwilling des O2 Netzes ist eine intern entwickelte Software, die alle Komponenten des Netzes in Echtzeit abbildet. Dieser Zwilling kann sich jetzt nahezu selbständig optimieren. Das System simuliert Datenflüsse, erkennt Engpässe und schlägt automatisch Optimierungsmaßnahmen vor. Das Netz läuft damit weitgehend im Autopilot-Modus. „Unser digitaler Zwilling ist das Gehirn unserer Netzautomatisierung. Je intelligenter unser Netz agiert, desto besser wird es – und genau davon profitieren unsere Kundinnen und Kunden im Alltag“, sagt Mallik Rao, Technik- und Geschäftskundenvorstand von O2 Telefónica. Der digitale Zwilling steuert die meisten Prozesse völlig selbstständig. Er reagiert nicht nur auf Störungen, sondern kann diese vorausschauend verhindern. Nur noch in Ausnahmefällen greifen Fachkräfte ergänzend ein. Damit erfüllt der digitale Zwilling alle Anforderung an ein hochautomatisiertes Netz – das so genannte Automatisierungslevel 4. Dieses Level richtet sich nach internationalen Branchenstandards der Telekommunikationsindustrie (TM Forum; siehe unten). „Mit der neuen Entwicklungsstufe analysieren wir Netzzustände in einem Bruchteil der bisherigen Zeit und können deutlich vorausschauender planen und reagieren. Der Schritt zu Level 4 ist ein zentraler Baustein auf unserem Weg zum vollständig autonomen Netzbetrieb“, sagt Mallik Rao.
Mallik Rao

Selbststeuerung durch KI Digitaler Zwilling erkennt und behebt Probleme automatisch

Der digitale Zwilling des Netzes von O2 Telefónica bildet in Echtzeit alle 28.000 Mobilfunkstandorte und über 50.000 Transportverbindungen ab – von Richtfunkstrecken über Glasfaserleitungen bis hin zu IP-Routern. Die jetzt implementierte, neue Automatisierungsstufe bringt spürbare Fortschritte für den Netzbetrieb:
  • Dank Künstlicher Intelligenz lassen sich Analyseprozesse rund um Planung, Betrieb und Optimierung bis zu 80 Prozent schneller durchführen. Gleichzeitig sinkt das Fehlerrisiko bei Konfiguration und Betrieb – denn viele Abläufe laufen standardisiert und präzise im Hintergrund.
  • Auch die Kapazitätsplanung wird deutlich effizienter: Die Zahl der Mobilfunkstandorte mit vorübergehenden Engpässen reduziert sich dank der schnellen Berechnungen des digitalen Zwillings um 90 Prozent, im Transportnetz um 40 Prozent.
  • Die Reaktionszeiten im Netz verbessern sich messbar – durch die automatische Simulation kann O2 Telefónica die Routen der Mobilfunksignale optimieren. Die Latenz sinkt im Durchschnitt um fünf Prozent.
Netztechniker von O2 Telefónica installieren einen Mobilfunkstandort in München (Credits: O2 Telefónica)

3D-Modell für ganz Deutschland in Entwicklung

Für die Netzplaner gibt es das bundesweite Mobilfunknetz bald auch als 3D-Modell: O2 Telefónica arbeitet daran, eine 3D-Ansicht des gesamten O2 Netzes inklusive aller Netzkomponenten zu erstellen. Dadurch können geplante Veränderungen etwa an der Höhe einer Antenne oder eines Richtfunklinks direkt in einem 3D-Modell simuliert werden. Die neue 3D-Ansicht hilft zudem dabei, bauliche Veränderungen oder Standortplanungen realitätsnah zu simulieren. In Zukunft wäre es damit möglich, dass Netzplaner beispielsweise auch mit einer Virtual-Reality-Brille sehen, ob ein Hindernis – ein Hügel oder ein Baum – die Signalübertragung stören könnte. Die technische Grundlage dafür liefert das unternehmensinterne Programm „Autonomous Network Journey“, das sämtliche Automatisierungskompetenzen im Netzbetrieb bündelt und gezielt weiterentwickelt. „Mit dem Erreichen von Level 4 nimmt O2 Telefónica eine Vorreiterrolle im europäischen Telekommunikationsmarkt und in der globalen Telefónica-Gruppe ein”, sagt Mallik Rao. „Das macht uns als Team in Deutschland stolz – ist uns aber zugleich Verpflichtung, nicht nachzulassen in unserem Bestreben, möglichst allen Menschen und Unternehmen digitale Teilhabe zu ermöglichen und unseren Beitrag zu digitaler Souveränität in Europa zu leisten.”

Branchenstandard Level 4 des TM Forum

Das TM Forum ist eine weltweit aktive Branchenvereinigung von Unternehmen aus der IT- und Telekommunikationsindustrie, zu deren Mitgliedern über 850 Unternehmen aus mehr als 70 Ländern gehören. Die Autonomy Level des TM Forums definieren die Stufen der Netzautomatisierung – von einfachen Prozessen (Level 0) bis hin zu vollständig autonomen Systemen (Level 5). Level 4 steht dabei für ein hochautomatisiertes Netz mit minimalem, menschlichem Eingreifen.