Mobilitätsanalyse von O2 Telefónica und Teralytics zeigt Generalsanierung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin verändert das Reiseverhalten im Norden
18.10.2025

Seit dem Start der Generalsanierung der Bahnstrecke Hamburg–Berlin hat sich das Reiseverhalten der Menschen deutlich verändert (Credits: iStock / © Viktor Kintop)
- Ein Viertel weniger Zugreisen zwischen Hamburg und Berlin während der Generalsanierung
- Die Bahn bleibt auf der Strecke dennoch das am meisten genutzte Verkehrsmittel – nur drei Prozent mehr Reisen im Straßenverkehr
- Verkehr auf Nebenstrecken – von und nach Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg – verlagert sich größtenteils auf die Straße
Die Generalsanierung der Bahnstrecke Hamburg–Berlin verändert derzeit signifikant das Mobilitätsverhalten der Menschen in Norddeutschland. Das zeigt eine aktuelle Mobilitätsanalyse des Telekommunikationsanbieters O2 Telefónica und des Analysespezialisten Teralytics AG auf Basis von anonymisierten und aggregierten Mobilfunkdaten.
Die Strecke Hamburg-Berlin verbindet die beiden größten deutschen Städte miteinander. Seit dem Start der Generalsanierung im August 2025 ist die Zahl der Bahnreisen auf dieser Strecke durchschnittlich um ein Viertel (-25 Prozent) zurückgegangen. Die Zahl der Autofahrer ist in diesem Zeitraum allerdings kaum gestiegen – die Reisen im Straßenverkehr erhöhten sich nur um drei Prozent. Das deutet darauf hin, dass viele frühere Bahnreisende und -pendler aktuell weniger unterwegs sind. Dennoch bleibt die Bahn auf dieser Strecke das am meisten genutzte Verkehrsmittel – die Anzahl der Bahnreisen überwiegt weiterhin die Zahl der Reisen im Straßenverkehr.
„Unsere Analysen auf Basis anonymisierter Mobilfunkdaten zeigen, wie flexibel die Menschen in der Region auf die Generalsanierung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin reagieren. Die Mobilität verändert sich spürbar – und unsere Daten machen diese Veränderung erstmals sichtbar. Solche datenbasierten Einblicke sind entscheidend, um Maßnahmen in Infrastruktur gezielt zu steuern und die Bedürfnisse der Bevölkerung besser zu verstehen. Da wir als Telekommunikationsanbieter bundesweit die meisten Konsumenten mit Mobilfunk verbinden, können wir auf dieser Basis zuverlässige Hochrechnungen anbieten“, sagt Alfons Lösing, Chief Partner & Wholesale Officer von O2 Telefónica.

Alfons Lösing
„Die Analyse zur Generalsanierung der Strecke Hamburg–Berlin veranschaulicht, wie stark Infrastrukturmaßnahmen das Mobilitätsverhalten beeinflussen. Wir wollen mit unseren Analysen einen Beitrag zum besseren Verständnis des Verkehrsgeschehens in Deutschland leisten. Die Ergebnisse können Entscheidungsträgern helfen, fundierte Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur zu entwickeln“, sagt Georg Polzer, CEO der Teralytics AG.

Georg Polzer
Mobilität in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg verlagert sich auf die Straße
Einen deutlichen Verlagerungseffekt verzeichnet die Mobilitätsanalyse für viele Strecken von und nach Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Auf den meisten Verbindungen verlagert sich das Mobilitätsaufkommen aufgrund der gesperrten Bahnstrecke erwartungsgemäß auf die Straße. Einerseits hat die Bahn für viele Strecken einen Busersatzverkehr eingerichtet; andererseits schließt die Analyse auch Pendler ein, die während der Baumaßnahmen das Auto nutzen.
Den deutlichsten Verlagerungseffekt sieht die Mobilitätsanalyse für die Strecke Hamburg-Ludwigslust, auf der sich die Zahl der Reisen im Straßenverkehr seit Anfang August mehr als verdoppelt hat (+128 Prozent). Es folgen Berlin-Ludwigslust (+44 Prozent), Berlin-Wittenberge (+38 Prozent), Ludwigslust-Schwerin (+36 Prozent), Hamburg-Wittenberge (+30 Prozent) sowie Parchim-Hamburg (+8 Prozent).
Für die Bahnverbindungen zwischen Berlin-Schwerin und Hamburg-Rostock wurden während der Zeit der Generalsanierung Anpassungen vorgenommen, etwa durch Ersatzverbindungen im Regional- oder Fernverkehr. Diese spiegeln sich in den Analysedaten wider:
Die Zahl der Zugreisenden zwischen Berlin und Schwerin hat seit Anfang August um lediglich 11 Prozent abgenommen – im Unterschied zu einem deutlicheren Rückgang auf anderen Strecken. Zum Vergleich: Im Vorjahr ging die Zahl der Bahnreisenden während der Bauarbeiten zwischen August und Dezember 2024 um mehr als die Hälfte zurück. Auf dieser Strecke findet aktuell auch keine Verlagerung auf den Verkehrsträger Straße statt.
Zwischen Hamburg und Rostock registriert die Mobilitätsanalyse einen Rückgang der Bahnreisen um rund 29 Prozent. Auch hier fiel der Effekt während der Baumaßnahmen im Vorjahr noch deutlicher aus (-38 Prozent).

Die Mobilitätsanalyse verzeichnet für viele Strecken einen deutlichen Verlagerungseffekt auf die Straße (Credits: iStock / horstgerlach)
Deutlich mehr Straßenverkehr zwischen Hamburg und Schwerin
Bahnreisen zwischen Hamburg und Schwerin sind seit Anfang August um mehr als die Hälfte (-56 Prozent) zurückgegangen. Das ist insofern beachtlich, weil aktuell keine direkte Bahnverbindung zwischen den beiden Städten besteht, sondern Ersatzbusse eingesetzt werden. Viele Menschen scheinen demnach die Umleitung – sowie den Umstieg in Bad Kleinen – zu nutzen, um weiterhin per Bahn ans Ziel zu kommen. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Reisenden auf der Straße um fast 50 Prozent erhöht. Aktuell sind rund fünf Mal so viele Menschen auf der Strecke Hamburg-Schwerin mit (Ersatz-) Bussen und Auto unterwegs wie mit der Bahn.
Die Analyse basiert auf anonymisierten und aggregierten Mobilfunkdaten des Telekommunikationsunternehmens O2 Telefónica, das rund 34 Millionen Menschen in Deutschland vernetzt. Täglich fallen dabei mehrere Milliarden Datenpunkte an. Der Analysespezialist Teralytics AG wertet diese aus und vergleicht die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel.
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