GSMA-Open-Gateway-Markteinführung in Deutschland:Mobilfunkanbieter starten neues Geschäftsmodell mit Netzwerk-APIs

Mobilfunkanbieter starten neues Geschäftsmodell mit Netzwerk-APIs
Deutsche Telekom, O2 Telefónica und Vodafone bieten mit „Sim Swap“ und „Number Verify“ zwei neue Netzwerk-Schnittstellen für App-Entwickler und Unternehmen an. Sie dienen der Bekämpfung von Online-Betrug und sind auf der Plattform des Technologiepartners Vonage verfügbar. Zudem arbeiten die Unternehmen mit Siemens Energy an Tests einer Quality-On-Demand-Schnittstelle für Augmented-Reality-Lösungen. Im Rahmen der globalen GSMA-Open-Gateway-Initiative haben die drei größten deutschen Mobilfunkbetreiber - Deutsche Telekom, O2 Telefónica und Vodafone - heute den kommerziellen Start eines neuen Dienstes angekündigt, der App-Entwicklern und Unternehmen helfen soll, Online-Betrug zu bekämpfen und die digitalen Identitäten von Mobilfunkkunden zu schützen. Die sogenannten Netzwerk-APIs eröffnen den deutschen Mobilfunkanbietern ein neues Geschäftsmodell. Sie stellen Entwicklern und Unternehmen Netzschnittstellen zur Verfügung, damit bestehende Dienste verbessert oder neue digitale Angebote entwickelt werden können. Die deutsche Mobilfunkbranche erwartet, dass die heutige Ankündigung das Wachstum von digitalen Diensten und Apps beschleunigen wird. Die digitalen Services lassen sich nahtlos in die nationalen Mobilfunknetze sowie hunderte Netze weltweit integrieren.
Die beiden Netzwerk-APIs (Application Programming Interfaces) sind im CAMARA-Standard verfügbar. Sie helfen etwa dem Handel und Finanzinstituten dabei, neue Dienste zur Bekämpfung von Online-Betrug zu entwickeln und damit deutsche Mobilfunknutzer besser zu schützen. Beim Einloggen in Benutzerkonten von Websites und Apps können sich Nutzer beispielsweise schneller identifizieren: Anstatt der bisher geläufigen Zwei-Faktor-Authentifizierung, bei der Kunden ein Einmalpasswort per SMS erhalten und dieses manuell eingeben müssen, läuft die Rufnummernüberprüfung über die „Number Verify“-API automatisch im Hintergrund ab. Die drei Mobilfunkanbieter arbeiten mit dem Technologiepartner Vonage – einer Tochtergesellschaft von Ericsson – zusammen, um Entwicklern die APIs zur Verfügung zu stellen. Vonage arbeitet mit seinem Kunden, dem Online-Händler Vinted, zusammen, um diese neuen APIs zu integrieren. Die GSMA-Open-Gateway-Initiative wurde vor einem Jahr auf dem MWC in Barcelona vorgestellt. Sie ist ein offener Zusammenschluss aus Mobilfunkanbietern, der es App-Entwicklern, Unternehmen und Cloud-Anbietern erleichtern soll, sicherere Apps und Dienste zu entwickeln. Dies geschieht über einzelne Schnittstellen zu den Mobilfunknetzen, sogenannte APIs. Von Argentinien bis China und den USA bis Australien sind bereits 42 Mobilfunkunternehmen weltweit Teil der Initiative. Sie repräsentieren 237 Mobilfunknetze und 65 Prozent der weltweiten Mobilfunkkunden.

Verbesserung der Online-Sicherheit und Betrugsbekämpfung

Betrugsprävention ist eines der wichtigsten Themen, mit denen sich App-Entwickler derzeit auseinandersetzen. Missbrauch und gefälschte Benutzekonten stellen eine große Gefahr für ihre Geschäftsmodelle dar. Die neuen Open-Gateway-APIs ermöglichen es Entwicklerteams und Partnern, neue Maßnahmen zur Kundenauthentifizierung, -verifizierung und -sicherheit innerhalb von Mobilfunknetzen zu schaffen. Die neuen Dienste werden auch die Online-Authentifizierung für Kunden einfacher und schneller machen, da mobile Anwendungen, Cloud-Dienste und Netze über die APIs miteinander interagieren. Die APIs, die von den deutschen Mobilfunkanbietern eingeführt werden, sind:
  • „Number Verify“: Die API ist bereits kommerziell verfügbar und wird zur Verifizierung der Mobilfunkrufnummer eines Nutzers verwendet. Unternehmen, die für die Anmeldung bisher Mobilfunknummern und Einmalpasswörter per SMS verwenden, gehen damit den nächsten Entwicklungsschritt für eine starke Authentifizierung. Anstelle des SMS-Versands erfolgt die Nummernüberprüfung reibungslos und automatisch im Hintergrund. Das verbessert nicht nur die Benutzerfreundlichkeit für Kunden, sondern minimiert auch potenzielle Probleme, etwa falls Benutzer keine SMS erhalten.
  • SIM-Swap: Diese API steht Entwicklern zur Vorschau zur Verfügung. Sie kann überprüfen, ob für eine bestimmte Telefonnummer kürzlich die SIM-Karte gewechselt wurde. Damit trägt sie zum Schutz vor Angriffen auf Bankkonten bei. Bei derartigen Angriffen übernehmen Betrüger mit Hilfe von Social-Engineering-Techniken und gestohlenen persönlichen Daten die Kontrolle über die SIM-Karte des Kontoinhabers. Mithilfe der neuen API kann nun etwa ein Finanzinstitut bei einer Finanztransaktion prüfen, ob die Beziehung zwischen der Telefonnummer und der SIM-Karte des Kunden erst kürzlich geändert wurde. Auf dieser Basis kann die Bank entscheiden, ob die Transaktion genehmigt wird oder nicht.
Number Verify API - Authentifizieren ohne Medienbruch
Sim Swap API - Schutz vor Identitätsdiebstahl

Mobilfunkanbieter testen Quality-on-Demand-API mit Siemens Energy

Die deutschen Mobilfunkanbieter arbeiten bereits an weiteren Schnittstellen und testen derzeit Quality-on-Demand (QoD) APIs. Die Mobilfunkbranche hofft, durch diese APIs neue Dienste in den Bereichen Augmented Reality, Robotik, kommerzielle Drohnennutzung und immersives Online-Gaming zu ermöglichen. Dafür können Datenverbindungen optimiert werden, um so konstante und zuverlässige Verbindungen auch mit niedrigeren Latenzzeiten zu erreichen. Ein Partner, mit dem Deutsche Telekom, O2 Telefónica und Vodafone die QoD-APIs testen, ist Siemens Energy. Das Unternehmen ist in mehr als 90 Ländern tätig und betreut Kunden aus dem gesamten Energiesektor. Die Techniker vor Ort verwenden eine Microsoft HoloLens 2 und die Augmented-Reality-Anwendung Remote Assist. Die Anwendung zeigt wichtige Informationen und Anleitungen direkt im Sichtfeld der Techniker an. Mit diesen Tools können Experten die Techniker aus der Ferne unterstützen und bei der Lösung komplexer Probleme helfen. Siemens Energy nutzt die APIs für die virtuell gestützte Fernwartung. Diese erfordert eine gleichbleibend hohe Netzqualität, damit auch an Standorten ohne stabile Konnektivität umfangreiche Einsätze möglich sind. „Die Quality-on-Demand-Netzwerk-API verbessert die tägliche Arbeit unserer Experten. Unsere Fernwartungstechniker können nun mit minimaler Verzögerung und in der besten Auflösung über die Augmented Headsets interagieren. So können sie ihre Kollegen vor Ort bestmöglich beraten und die Kundenzufriedenheit erhöhen“, so Mark Schaefer, Siemens Energy Vice President IT Business. „Indem wir eine qualitativ hochwertige Verbindung sicherstellen, verbessern wir die Durchlaufzeiten unserer Wartungsarbeiten und reduzieren gleichzeitig die Reisezeiten, die Kosten und den ökologischen Fußabdruck. Dass sich die Mobilfunkbranche hinter diesen gemeinsamen Standards vereinigt, bedeutet auch, dass wir diese Lösung in mehr Märkten einführen können, ohne uns um die Komplexität der Integration in den einzelnen Ländern kümmern zu müssen.“

GSMA-Open-Gateway-Pläne für 2024

Als Teil der GSMA-Open-Gateway-Initiative werden diese APIs lokal und global zusammengeführt. Das bedeutet, dass Entwickler nicht nur deutsche Mobilfunkkunden, sondern auch neue Kunden außerhalb Deutschlands erreichen können, wenn die Initiative wächst. Durch die globale Initiative können Unternehmen und Entwickler mit ihren Diensten auch neue Märkte erschließen und durch die weltweite Vermarktung neue Umsätze erzielen. Peter Arbitter, SVP Magenta API Capability Exposure (MACE), Deutsche Telekom, sagt: „5G-Netzwerk-APIs sind ein wichtiges neues Geschäftsfeld für Netzbetreiber. Die GSMA-Open-Gateway-Initiative trägt dazu bei, zum einen die Reichweite unserer Angebote in Schlüsselmärkten zu erhöhen. Zum anderen können wir für unsere Kunden ein einheitliches Nutzererlebnis gewährleisten.“
Alfons Lösing
Alfons Lösing, Chief Partner & Wholesale Officer von O2 Telefónica, sagt: „Open Gateway öffnet die Tür zu neuen Geschäftsmodellen für Mobilfunkanbieter. Auf der Basis unserer standardisierten Netz-APIs ermöglichen wir Partnern und App-Entwicklern, neue Dienste für Privat- und Geschäftskunden zu entwickeln und digitale Innovationen voranzutreiben. Damit wird unser Netz als digitale Lebensader noch wichtiger.“ Johanna Wood, Head of Developer Strategy bei Vodafone, sagt: „Entwickler spielen eine Schlüsselrolle bei der Beschleunigung innovativer digitaler Dienste innerhalb eines skalierten Ökosystems zwischen Netzbetreibern und Unternehmen. Vodafone freut sich, Teil der Open-Gateway Initiative zu sein. Sie stellt einen bedeutenden Schritt nach vorn dar, um diese Dienste durch die Förderung offener Standards in der Entwicklergemeinschaft zugänglicher zu machen.“ Savinay Berry, Executive Vice President of Product and Engineering bei Vonage, sagt: „Ericsson und Vonage sind führend bei der Entwicklung einer globalen Netzwerkplattform, indem sie das Netzwerk für Drittentwickler öffnen, um Funktionen für weitere Innovationen universell verfügbar zu machen. Da Entwickler von einer gut ausgebauten und unterstützten API-Plattform profitieren, können Unternehmen durch neue, einzigartige und anpassbare API-Innovationen wachsen, während Kommunikationsdienstleister von der Monetarisierung des Netzwerks und von Wachstumsmöglichkeiten profitieren. Wir setzen uns für den Erfolg von CAMARA ein und wollen die künftige Entwicklung von CAMARA mitgestalten.“ Henry Calvert, Head of Networks, GSMA, sagt: „Online-Sicherheit und Betrug sind große Herausforderungen, die wir alle als Branche bewältigen müssen, damit sich die Kunden sicher fühlen und der Markt floriert. Es ist daher großartig zu sehen, dass die deutschen Betreiber zusammenkommen, um Technologiepartnern und Online-Handelsplattformen Lösungen zur Verfügung zu stellen, um diese Bedrohung mithilfe der Open-Gateway-Initiative zu bekämpfen.“ Das GSMA-Open-Gateway-Ökosystem in Deutschland soll 2024 um zusätzliche Partner wie Microsoft Azure erweitert werden, um die ersten CAMARA-APIs zur Verfügung zu stellen. GSMA Open Gateway APIs werden im Rahmen von CAMARA definiert, entwickelt und veröffentlicht. CAMARA ist ein Open-Source-Projekt für Entwickler und deren Zugriff auf erweiterte Netzwerkfunktionen. Vorangetrieben wird es von der Linux Foundation in Zusammenarbeit mit dem TM Forum.
Über GSMA Die GSMA ist eine globale Organisation, die das mobile Ökosystem vereint, um Innovationen zu entdecken, zu entwickeln und bereitzustellen, die für ein positives Geschäftsumfeld und einen gesellschaftlichen Wandel grundlegend sind. Unsere Vision ist es, das volle Potenzial der Konnektivität zu erschließen, damit Menschen, Industrie und Gesellschaft Erfolg haben. Die GSMA vertritt Mobilfunkbetreiber und Organisationen aus dem gesamten Mobilfunk-Ökosystem und angrenzenden Branchen und setzt sich für ihre Mitglieder in drei großen Bereichen ein: Konnektivität für den guten Zweck, Branchendienste und -lösungen sowie Öffentlichkeitsarbeit. Zu diesen Aktivitäten gehören die Förderpolitik, die Bewältigung der größten gesellschaftlichen Herausforderungen von heute, die Untermalung jener Technologie und Interoperabilität, die das Funktionieren des Mobilfunks ermöglichen, und die Bereitstellung der weltweit größten Plattform für die Zusammenkunft des Mobilfunk-Ökosystems im Rahmen des MWC und der M360 Veranstaltungsreihen. Mehr Informationen finden Sie unter gsma.com

Von: Florian Streicher

Florian Streicher ist Pressesprecher (Senior Media Relations Manager) für Technologie- und HR-Themen bei O2 Telefónica. Er ist seit 2017 in der Kommunikationsabteilung des Unternehmens tätig, wo er sich um die kommunikativen Schwerpunkte Netzausbau, 5G, IT, Technologie-Innovationen und Personalthemen kümmert. Zuvor war er in der Kommunikationsberatung tätig.