01.07.2021
CEO Markus Haas im Interview mit Focus online:“Bis 2024 kein einziges Funkloch mehr in Deutschland”
Im Vorfeld seiner Teilnahme an der Digitalkonferenz DLD Summer hat unser CEO Markus Haas mit Focus online über das Ziel gesprochen, bis 2024 alle Funklöcher zu beseitigen, was 5G für die Automobilproduktion und das vernetzte Fahren leisten wird, warum weniger Bürokratie den 5G-Ausbau noch schneller machen würde und warum der Mobilfunk in Deutschland nicht teuer ist.
Hier gibt es Auszüge aus diesem Gespräch, das vollständige Interview findet sich unter diesem Link: Telefónica-Chef verspricht: Bis 2024 kein einziges Funkloch mehr in Deutschland - FOCUS Online
FOCUS Online: Das 5G-Netz wächst schnell und mit ihm die Dienste, die darauf setzen. Wann wird 5G im Auto so selbstverständlich wie das Lenkrad?
Markus Haas: 5G wird etwa doppelt so schnell ausgerollt wie 4G, das etwa zehn Jahre gedauert hat. Wir werden Ende 2021 über 30 Prozent der Städte mit 5G versorgen, Ende 2025 werden wir bundesweit 5G haben. Und wir werden in den nächsten drei Jahren überall auf den Hauptverkehrswegen eine sehr gute 5G-Versorgung sehen. Das heißt: Die Möglichkeiten und Chancen von 5G auch im Auto zu nutzen, wird es zeitnah geben. [...]
Warum ist es so wichtig, dass Mobilfunk und Mobilität miteinander verschmelzen?
Markus Haas: Ich hole mal ganz weit aus: Bereits wenn das Auto zusammengebaut wird, spielt 5G eine Rolle – etwa in der Logistik und der Produktion. Und dann natürlich die Software-Updates im Auto selbst – das sind ja gigantische Datenmengen, die ein Auto heute benötigt. Früher hat man alle zwei oder drei Jahre ein Karten-Update fürs Navi gebraucht und das war es. Heute wird die Software ständig weiterentwickelt, da werden schon in der Produktion die neuesten Updates eingespielt und später immer wieder aktualisiert. [...]
Davon habe ich als Autofahrer noch nichts, was wird das vernetzte Auto für mich bedeuten?
Markus Haas: Letztlich entscheidet der Kunde, welche Ausstattung er wählt, – etwa welches Multimediasystem. Wenn wir noch weiterdenken, wird autonomes Fahren durch 5G möglich sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir bis 2030 so weit sein werden. [...] Es spielt aber auch die Car-to-Car-Kommunikation eine Rolle. Das heißt: Mein Fahrzeug tauscht relevante Informationen mit den vor und hinter mir fahrenden Autos aus. Dann kann ich während der Fahrt andere Dinge tun, als mich auf den Verkehr zu konzentrieren. Wir könnten dann zum Beispiel unsere Videokonferenz auch aus dem Auto heraus machen.
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Wenn einfach alles vernetzt sein muss, wie stellen Sie dann 100-prozentige Netzabdeckung ohne Ausfälle sicher?
Markus Haas: Das erklärte Ziel ist, alle Funklöcher zu stopfen. Dafür arbeiten wir auch mit der Deutschen Telekom und Vodafone zusammen. Wir werden im Rahmen eines sogenannten White-Spot-Sharings in den nächsten drei Jahren bis zu 6.000 Sendeanlagen bauen, um die weißen Flecken zu schließen. Der Bund baut dann nochmal für extrem abgelegene Gebiete 5.000 Standorte aus. Das Geld ist da und der Plan ist da. Ich denke, dass wir eine absolute Flächenabdeckung bis 2024 erreichen. Das ist zumindest unser Ziel.
[...]
Sehen Sie den Willen auch in der Politik? Die Vorlaufzeiten, von denen Sie sprechen klingen nach einem Bürokratiemonster.
Markus Haas: Wir könnten in Deutschland viel weiter sein, wenn es keine Frequenzversteigerungen gegeben hätte. Die haben der Industrie mehr als 66 Milliarden Euro entzogen. Die europäischen Länder, die statt Frequenzversteigerungen auf härtere Ausbauverpflichtungen gesetzt haben, sind heute besser in der Flächenversorgung. Mit dem neuen Telekommunikationsgesetz hat die Bundesregierung nun immerhin den Grundstein für die Möglichkeit zur Verlängerung der Lizenzen für Bestandsfrequenzen gelegt. Das wird zwar auch nicht umsonst sein, aber das unkalkulierbare Versteigerungsrisiko entfällt – damit haben wir mehr Planungssicherheit und können heute mehr in unser Morgen investieren.
Das erklärt aber nicht, warum sich der Ausbau so lange hinzieht.
Markus Haas: Der Bau einer Funkstation hat in anderen Ländern einen Planungszyklus von drei Monaten. Da sind wir in Deutschland im Schnitt bei über 12 Monaten – auch wenn wir schon besser geworden sind. Das sind Standardantennen und -türme, die sehen überall gleich aus, egal ob sie in Thüringen, Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg gebaut werden. In anderen Ländern arbeitet man mit nachgelagerten Genehmigungen – sogenannten Ex-Post-Verfahren. Man darf also immer bauen und lässt im Nachhinein genehmigen. 99 Prozent aller Standorte werden ohnehin genehmigt und wenn es doch mal eine Genehmigung nicht gibt, muss man eben eine Station wieder abbauen. So könnte man viel schneller arbeiten als mit den aufwändigen Ex-Ante-Genehmigungsverfahren, die wir hier haben. Da wünschen wir uns schon mehr Pragmatismus.
[...]
Dennoch: Deutschland ist bei den Mobilfunkpreisen – insbesondere den Datentarifen – im internationalen Vergleich weit vorn.
Markus Haas: Wir haben in Deutschland mit die geringste Zahlungsbereitschaft für Mobilfunk. Der Durchschnittsumsatz eines Mobilfunkkunden liegt bei 10 Euro pro Monat, das sind pro Tag nicht mal 30 Cent Investment für Mobilfunkleistungen [...]. Da ist die Zahlungsbereitschaft in anderen Ländern deutlich höher und deshalb sind in diesen Ländern in den Tarifen auch mehr Daten enthalten. [...] Mobilfunk ist in Deutschland nicht teuer.
Von: Klaus Schulze-Löwenberg
Klaus Schulze-Löwenberg ist seit 2016 Leiter Produkt & Technologiekommunikation bei O2 Telefónica. Zuvor seit 2008 Teil des Kommunikationsteams der E-Plus Gruppe und als Teamleiter verantwortlich für die Netz- und Produktkommunikation.
Auf unserer 5G-Netzinfoseite finden Sie alle Informationen zum neuen Mobilfunkstandard.
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