High-Speed-Internet im Zug:Forschungsprojekt nimmt Teststrecke in Betrieb

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Credits: DB / Max Lautenschläger
O2 Telefónica und ihre Partner haben eine rund zehn Kilometer lange Gigabit-Teststrecke in Betrieb genommen
Bahnreisende sollen künftig im Zug mit hohen Datenraten surfen und telefonieren können. Ziel ist es, dass Reisende die Zeit im Zug mit unterbrechungsfreien Gesprächen und Online-Verbindungen mit minimalen Lade- und Reaktionszeiten künftig noch vielseitiger nutzen können. Exzellente Daten- und Mobilfunkverbindungen sollen den Umstieg auf das umweltfreundliche Verkehrsmittel Bahn noch attraktiver machen. Eine rund zehn Kilometer lange Teststrecke für das High-Speed-Internet im Zug wurde jetzt im Süden von Mecklenburg-Vorpommern in Betrieb genommen. In dem vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit 6,4 Millionen Euro geförderten Forschungsprojekt „Gigabit Innovation Track“ (GINT) erproben die DB, der Netzwerkausrüster Ericsson, der Telekommunikationsanbieter O2 Telefónica und der Funkmastbetreiber Vantage Towers Mobilfunk mit Gigabit-Datenraten entlang der Gleise sowie innovative Infrastruktur für die weitere Digitalisierung des Bahnbetriebes mit dem zukünftigen Bahnfunk „Future Rail Mobile Communication System“ (FRMCS).
Credits: DB / Max Lautenschläger
Die Projektpartner testen neue Mastkonzepte und schnelles 5G entlang der Schienenwege
Getestet werden die dafür notwendigen neuartigen gleisnahen Masten ebenso wie Kombinationen verschiedener Radio Units und Antennen für Mobilfunk und Bahnfunk. Denn schon zu Beginn der 2030er Jahre werden nach Expertenschätzungen zwischen den Funkmasten an der Strecke und den vorbeifahrenden Zügen Datenraten bis zu 5 Gigabit pro Sekunde pro Zug notwendig sein, damit Reisende an Bord Telefon- und Datenverbindungen in der dann üblichen Mobilfunkqualität erleben können. Funkmasten, Kommunikations- und Netzwerktechnik sowie Antennen für die Tests des High-Speed-Mobilfunks haben die Projektpartner in Rekordzeit aufgebaut: Für die 13 Funkmasten brauchte Vantage Towers gerade einmal einen guten Monat. Möglich ist dieses hohe Tempo durch das zukunftsweisende Design der rund 15 Meter hohen Masten: Ihre Elemente wurden am Boden vormontiert, mithilfe eines Zwei-Wege-Baggers übereinandergesetzt und miteinander verschraubt. Im Boden sind die Masten mit Stahlverstrebungen verankert, sodass keine Betonfundamente mehr gegossen werden müssen. Die CO2-Emissionen für die Zementproduktion werden deutlich reduziert. Diese Bauweise soll einen effizienten, kostengünstigen und ökologischen FRMCS-Rollout ermöglichen.
Credits: DB / Max Lautenschläger
Gutes Zusammenspiel der Projektpartner beschleunigte den Aufbau der Teststrecke
Die neuen Funkmasten sind so gestaltet, dass Bahn- und Mobilfunkindustrie sie gemeinsam nutzen können. Entsprechende Geschäfts- und Kooperationsmodelle sind ebenfalls Teil der GINT-Forschung. Synergien in der Mobilfunkversorgung durch gemeinsame Nutzung von Mobilfunktechnologie könnten das Tempo beim Gigabit-Ausbau entlang der Gleise zusätzlich maßgeblich steigern. Auch das hohe Integrationsniveau neuester Funkzugangsnetz-Technik beschleunigt Aufbau, Integration und Inbetriebnahme an der Strecke. Neben technischen Neuerungen war für das hohe Tempo beim Aufbau der rund zehn Kilometer langen Teststrecke zwischen Karow (Mecklenburg) und Malchow auch das gute Zusammenspiel der Projektpartner mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) als Fördergeber, den örtlichen Behörden und dem für die Schienenstrecke verantwortlichen Infrastrukturbetreiber Regio Infra Nordost (RIN) ausschlaggebend. Dadurch waren Vorbereitung, Entwicklung, Planung und Aufbau insgesamt in weniger als acht Monaten möglich und damit deutlich schneller umsetzbar als im heutigen regulären Ausbau. Erst im Mai 2023 hatte das BMDV mit seiner Förderung den Startschuss für das Forschungsprojekt gegeben. Vom Frühjahr 2024 an wird das „advanced TrainLab“, ein heute als Laborzug genutzter ehemaliger ICE der DB, auf der Teststrecke fahren, um die Anlagen zu testen und die Konfiguration zu optimieren. Forschungsergebnisse sollen bis Ende des Jahres 2024 vorliegen.
Credits: BPA / Jesco Denzel
Volker Wissing
Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr: „Vom Förderbescheid zur Inbetriebnahme in nur acht Monaten – das ist das Tempo, das wir beim Netzausbau brauchen. Ich hoffe sehr, dass wir die hier gewonnenen Erkenntnisse bald auf den restlichen Netzausbau übertragen können. Denn die Fahrgäste erwarten zu Recht in einem Land wie Deutschland, während der Fahrt unterbrechungsfrei telefonieren und mit Highspeed surfen zu können“
Deutsche Bahn AG / Hans-Christian Plambeck
Daniela Gerd tom Markotten
Dr. Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik: „Wir wollen, dass sich unsere Reisenden in der Bahn wie zuhause fühlen. Dazu gehört auch ein exzellentes Telefon- und Surferlebnis. Das GINT-Projekt zeigt: Wir können High-Speed-Mobilfunk in Rekordzeit in den Zug und an das Gleis bringen. Damit machen wir den Zug nicht nur zum rollenden Büro oder Heimkino, sondern schaffen gleichzeitig die Basis für eine zukünftige Digitalisierung des Bahnverkehrs mit FRMCS.“
Valentina Daiber
Valentina Daiber, Vorständin für Legal und Corporate Affairs bei O2 Telefónica: „Wir testen mit dem Gigabit Innovation Track einen Paradigmenwechsel und denken Konnektivität an der Schiene neu. Die Mobilfunkinfrastruktur rückt näher an die Gleise, um Zugreisende zuverlässig mit mobilem High-Speed-Internet zu versorgen. Die GINT-Studie soll die Machbarkeit von schnellem 5G in schnellen Zügen aufzeigen. Gleichzeitig soll sie einen wichtigen Beitrag zu der anstehenden Diskussion über den zukünftigen Mobilfunkausbau entlang der Schienen, dessen Kosten und Finanzierung liefern.“
Credits: Ericsson GmbH
Daniel Leimbach
Daniel Leimbach, Geschäftsführer der Ericsson GmbH: „Der Aufbau der besonders leistungsfähigen 3,5-GHz-Funktechnik an der Teststrecke erfolgte in Rekordzeit. Für das GINT-Projekt haben wir ein spezielles kleines aber vollständiges Mobilfunknetz, samt Kern- und Funkzugangsnetz, in unserem Aachener Forschungsstandort Eurolab vorkonfiguriert. Dadurch konnten wir es dann extrem schnell ausliefern und die Technik an den Start bringen.“
Credits: Vantage Towers
Christian Hillabrant
Christian Hillabrant, Vorstandsvorsitzender Vantage Towers: „Mit dem GINT-Projekt beweisen wir, dass Gigabit am Gleis keine Zukunftsvision mehr ist, sondern innerhalb weniger Monate Realität werden kann. Indem Bahn- und Mobilfunknetze dieselbe Infrastruktur nutzen, heben wir wertvolle Synergien beim Netzausbau und schonen wertvolle Ressourcen. Als einer der führenden Funkmastbetreiber in Europa freuen wir uns, unser Know-how in dieses wegweisende Zukunftsprojekt einzubringen.“

Von: Florian Streicher

Florian Streicher ist Pressesprecher (Senior Media Relations Manager) für Technologie- und HR-Themen bei O2 Telefónica. Er ist seit 2017 in der Kommunikationsabteilung des Unternehmens tätig, wo er sich um die kommunikativen Schwerpunkte Netzausbau, 5G, IT, Technologie-Innovationen und Personalthemen kümmert. Zuvor war er in der Kommunikationsberatung tätig.