18.11.2019
„Wir haben unsere Netzqualität in diesem Jahr massiv verbessert“:4 Fragen an Michael Häberle, Director Network Operations & Quality im Netzbereich von Telefónica Deutschland
Im Bereich von Michael Häberle wird kontinuierlich die Qualität des O2 Netzes analysiert und es werden entsprechende Qualitätsziele und Optimierungsvorschläge für den weiteren Netzausbau abgeleitet. In einem kurzen Interview haben wir mit ihm zu den jährlichen Netztests gesprochen.
Aktuell stehen die Netztests der Fachmagazine connect, CHIP und COMPUTER BILD an. Was können wir im Vergleich zum Vorjahr erwarten?
Michael Häberle: Die Netztestergebnisse des vergangenen Jahres waren sehr erfreulich für uns. Wir haben uns in allen drei Netztests 2018 gesteigert, in der Regel sogar deutlich. In den Ergebnissen haben sich unsere Qualitätsverbesserungen durch die mittlerweile abgeschlossene Netzintegration sowie unsere LTE-Ausbaufortschritte widergespiegelt. Ich kann natürlich keine Vorhersagen für die diesjährigen Netztests machen. Fakt ist, dass wir unsere Netzqualität in diesem Jahr massiv verbessert haben. Unsere internen Qualitätsindikatoren zeigen einen positiven Trend an. Denn wir setzen aktuell das größte LTE-Ausbauprogramm unserer Unternehmensgeschichte sowie viele weitere Optimierungsmaßnahmen im Netzbereich um.
Natürlich muss man auch beachten, dass sich die Methodik der Netztester regelmäßig ändert oder verschärft. So hat die connect im vergangenen Jahr erstmalig Crowdsourcing-Ergebnisse in ihre Auswertung integriert und einzelne Schwellwerte zur Punkterreichung strenger beurteilt. Das fließt dann restriktiv in die Ergebnisse ein. Wir können also gespannt auf die diesjährigen Netztestergebnisse der Fachzeitschriften blicken. Dabei freuen wir uns umso mehr, wenn sich unsere massiven Qualitätsverbesserungen, die bereits im Kundenalltag ankommen, auch in den Ergebnissen niederschlagen.
Wie kommen solche Netztestergebnisse überhaupt zustande? Welche Unterschiede gibt es?
Michael Häberle: Jeder Netztest ist anders. Das gilt für die Methodik, die Schwellwerte und die Auswertung. Bei der Datenerhebung setzen die Netztestspezialisten oft auf sogenannte Drive- und Walktests. Hier werden bestimmte Strecken mit Mess-Equipment abgefahren oder abgelaufen. Die Ergebnisse zeigen einen Ausschnitt der Netzleistung zu einem bestimmten Messzeitpunkt. Zusätzlich wird immer häufiger auf Crowdsourcing-Daten zurückgegriffen. Dabei können Kunden per App entweder aktiv eine Netztestmessung durchführen oder es laufen im Hintergrund der App regelmäßige Messungen ab. Aus diesen zahlreichen individuellen Kundenmessungen wird ein Gesamtbild zusammengesetzt. Ergänzend werden neben den aktiven Tests auch aus der eigentlichen Servicenutzung Daten erhoben, also wenn der Kunden im Internet surft oder ein Video anschaut. Interessant dabei ist, dass die ermittelten Datenraten im Crowdsourcing in der Regel deutlich geringer ausfallen als bei einer reinen Speed-Messung, da für die vom Kunden typischerweise genutzten Datendienste keine hohen Datenraten benötigt werden. Neben den Abhängigkeiten der Netztechnologie wie 2G, 3G und 4G oder dem genutzten Service ist natürlich auch das Endgerät entscheidend: wenn es noch kein 4G kann, können Datenraten auch geringer ausfallen. Somit gibt es oft Unterschiede in den berichteten Datenraten, je nach Messmethodik, Berechnung oder Randbedingungen vom Kunden.
Vor einigen Wochen wurde in einer separaten Studie die LTE-Netzgeschwindigkeit in deutschen Großstädten analysiert. Die Durchschnittsgeschwindigkeit im O2 Netz hatte sich von 30 auf 37 Mbit/s verbessert. Gibt es dazu weitere Erläuterungen?
Michael Häberle: Aktuell surfen unsere O2 Kunden im Schnitt mit rund 40 Mbit/s in unserem Netz. Im vergangenen Jahr waren es noch 30 Mbit/s. Wir haben durch unsere umfassenden Netzausbaumaßnahmen also einen riesigen Schritt nach vorne gemacht. Mit diesen durchschnittlichen Datenraten können unsere Kunden sämtliche digitalen Anwendungen nutzen. Für flüssiges YouTube-Streaming werden etwa nur 5 Mbit/s benötigt. Und selbst für Streaming in HD-Qualität empfiehlt beispielsweise Sky eine Internetverbindung von mindestens 8 Mbit/s. Wir bieten hier also solide Datenraten für die Nutzung sämtlicher Anwendungen. Unsere Netzkapazitäten werden wir natürlich weiterhin in großem Stil aufrüsten, da auch die Datennutzung unserer Kunden kontinuierlich ansteigt.
Was sagen solche Datenraten über die Leistungsfähigkeit des Netzes aus?
Michael Häberle: Wichtig ist, dass Kunden genau die Datenraten zur Verfügung stehen, die sie für die Nutzung ihrer digitalen Anwendungen benötigen. Da geht es nicht um irgendwelche Spitzendatenraten. Zudem sollte man bei solchen Ergebnissen die Leistungsfähigkeit des kompletten Netzes im Blick haben und diese nicht auf Eigenschaften der Kernmarke reduzieren. Denn Mobilfunk ist ja bekanntermaßen ein Shared Medium, bei dem sich alle Nutzer in einem Netz die verfügbaren Netzkapazitäten teilen. Nicht alle Ergebnisse treffen automatisch auch auf Zweit- oder Partnermarken – und damit auf die tatsächliche Leistungsfähigkeit des Netzes – zu. Wir als Telefónica bieten als einziger deutscher Netzbetreiber grundsätzlich allen Kunden unserer Eigen- und Partnermarken das schnelle LTE-Netz an. Somit stemmt unser LTE-Netz auch ein weitaus größeres Datenvolumen. Und trotzdem können wir mit unserem Netz Millionen Kunden unserer Eigen- und Partnermarken ein gutes und kontinuierlich besseres Netzerlebnis bieten. Ein Anstieg bei den Datenraten geht demnach auf sehr umfangreiche LTE-Kapazitätsaufrüstungen zurück, die allen Kunden gleichermaßen zugutekommen.
Das belegt auch der jüngst veröffentlichte Mobilfunk-Discounter-Check 2019 der Fachzeitschrift connect, in dem Telefónica als bester Netzbetreiber für Mobilfunk-Discounter ausgezeichnet wurde. Und in einer Analyse des Netztestspezialisten Tutela im Sommer konnten wir uns beispielsweise in vier von fünf getesteten Großstädten den ersten Platz bei der Netzqualität sichern. Hier wurde auch das Kundenerlebnis von Zweit- und Partnermarken im Netz mit einbezogen, um einen ganzheitlichen Blick auf das Netz zu präsentieren.
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